Von Halo-Effekten und anderen Unzulänglichkeiten
Hilfe, meine KI spinnt! Diese Erfahrung habe ich erst vor Kurzem selbst machen dürfen, als ich eine Kundenpräsentation vorbereitet habe. Ich wollte kurz zusammengefasst eine Übersicht über die Pläne der EU zum Thema Kurzzeitvermietungsverordnung generieren lassen. Aber weder der Rechtsrahmen hat gestimmt noch die Adressaten für die neuen Regelungen.
ChatGPT halluziniert. Und je komplexer das Thema, desto mehr sollten Sie KI hinterfragen. Auch wenn es verlockend scheint, die blitzschnell servierte Antwort erstmal zu akzeptieren. Schließlich klingt der Vorschlag plausibel. Mogeln sich allerdings gravierende inhaltliche Fehler in den Text, riskieren gestandene Unternehmen und Organisationen ihre Glaubwürdigkeit.
KI hat kein echtes Verständnis für Ihr Thema. Alle Informationen werden auf Basis von Wahrscheinlichkeiten und Mustern ausgespielt. Und das kann fatale Folgen haben.
Large Language Models wie beispielsweise ChatGPT lernen aus Daten, die wir ihr zur Verfügung stellen. Sie erkennen nicht den Sinn der Wörter. Sie bilden die Sätze nach Mustern aufgrund riesiger Datenmengen, mit denen sie trainiert wurden. Sie zählen Satzbausteine und Wortkombinationen und kategorisieren diese auf Basis von Wahrscheinlichkeiten. Daher klingen alle Texte gleich. Daher werden Informationen in Zusammenhänge gesetzt, die es in der Realität nicht gibt, und Textlücken mit wahrscheinlichen Erklärungen geschlossen.
In der ARD-Sendung Die Maus wird der Prozess der Datenverarbeitung verständlich erklärt. Und da ich diese Sendung schon als Kind geliebt habe, gibt es hier den Link zum Beitrag: Wie schreibt eine KI Texte?
Was wir Menschen viel zu oft vergessen: KI hat kein Verständnis für unsere Themen, kein echtes Wissen und keine Erfahrungen.
Bevor Sie KI-Texte ungeprüft übernehmen, bedenken Sie bitte: Falschinformationen können sich massiv negativ auf Ihre Reputation und Ihre Wahrnehmung in der Außenkommunikation auswirken.
Was sollten Sie also tun?
- Überprüfen Sie immer alle Antworten und überlegen Sie, ob die Inhalte stimmig sind.
- Checken Sie wichtige Informationen besser zweimal – am besten anhand von Originalquellen.
- Verzichten Sie auf direktes Copy & Paste.
Letzteren Tipp sollten Sie per se beherzigen. Wenn die persönliche Note fehlt, bleibt Ihr Text beliebig und damit unbedeutend.
Der Halo-Effekt – Was ein Heiligenschein mit KI zu tun hat
Auf dem Desktop von Unternehmen und Verbänden stapeln sich die KI-Texte, die wohl niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken werden, weil irgendwas fehlt.
Ich verrate Ihnen auch, was das ist: KI-Texte haben keinerlei Persönlichkeit und verwässern unter Umständen die Quintessenz Ihres Markenkerns.
Was ist schon ein Text ohne Akzent, der Sie unverwechselbar macht? Eben, Phrasenplörre.
Während auf den ersten Blick der Text noch brauchbar erscheint, entpuppt er sich beim näheren Hinsehen als Mogelpackung. Das Phänomen nennt sich Halo-Effekt, der seinen Ursprung in der Psychologie hat.
Der Halo-Effekt: Ein Merkmal überzeugt uns so stark, dass wir auch alles andere an einer Sache oder Person gut finden, auch wenn sich das auf den zweiten Blick als nicht haltbar erweist.
Manchmal erwischen wir uns dabei, dass wir eine attraktive Person automatisch auch für intelligent und vertrauenswürdig halten, ohne dass wir sie näher kennen oder gar Beweise dafür hätten. Die Optik sorgt dafür, dass wir ihr Attribute zuschreiben, die sie vielleicht gar nicht erfüllt.
Was bedeutet das für unsere KI-Texte? Wir sind so beeindruckt, dass ChatGPT auf Basis eines Kurzbefehls einen lesbaren Text ausspuckt, dass wir unseren kritischen Blick gleich mal ad acta legen. „Wow, was ChatGPT für Texte schreibt, ist ja unglaublich“, habe ich schon gehört von Menschen, die sich nie zuvor mit guten Texten beschäftigt haben.
„Das ist schon richtig gut“, schwirrt es selbst mir in meinem Kopf herum, bevor kurz danach Ernüchterung eintritt.
„Nee, das ist einfach übertrieben.“
„Nee, die semantischen Bezüge stimmen nicht.“
„Nee, das ist so generisches Geblubber.“
„Nee, so kann man das nicht schreiben.“
„Nee, das klingt überhaupt nicht nach mir.“
„Nee, da ist dreimal der gleiche Wortstamm in einem Absatz.“
„Nee, das hast du schon tausendmal in dieser Kombination gelesen.“
Da aber auch nicht alles schlecht ist, was KI auswirft, bleiben am Ende einzelne Satzfragmente übrig, die es tatsächlich in den finalen Text schaffen.
Sie können dem entgegensteuern, indem Sie viel Sorgfalt und Energie in die Prompts hineinstecken. Je detaillierter das KI-Briefing, desto wahrscheinlicher, dass die Textqualität steigt.
Nichts ist überflüssiger als ein schwacher Text für eine starke Brand
Was nützt Ihnen das beste Angebot, die klarste Positionierung und ein fancy Design, wenn Ihre Texte belanglos bleiben? Schwache Texte sagen im besten Fall nichts Falsches aus, aber auch nichts, was hängen bleibt.
Typisches KI-Blabla gefällig? Bitte sehr: Irgendwas mit „Haltung, Substanz und Klarheit.“
Vielleicht ist Ihnen dieses Trio auch schon mal irgendwo begegnet?
Es ist so beliebig, dass es auf rein gar nichts einzahlt. Irgendwas kann beliebig ersetzt werden: durch Kommunikation oder Führung oder Auftreten oder Ihr Unternehmen.
- Kommunikation mit Haltung, Substanz und Klarheit
- Führung mit Haltung, Substanz und Klarheit
- Führender Softwareentwickler mit Haltung, Substanz und Klarheit
Was auch immer mit Haltung, Substanz und Klarheit.
Das Beispiel zeigt einmal mehr, dass KI kein Gefühl und kein Bewusstsein für die Botschaft hat, die Sie über Text transportieren wollen. Wenn es ungünstig läuft, dann weichen sie sogar auf, wofür Sie eigentlich stehen.
Aber warum werden wir so inflationär mit solchen Floskeln konfrontiert?
Wenn KI immer öfter mit KI-generierten Texten gefüttert wird, schwimmt sie in ihrer eigenen Suppe. Sie konsumiert sich selbst, was dazu führt, dass sich ihre Leistung verschlechtert und Ergebnisse noch gleichförmiger werden als sie es sowieso schon sind.
Diesem Phänomen hat man ebenfalls einen Fachbegriff verpasst: Model Autophagy Disorder (MAD). Mehr dazu hat Autor und Publizist Florian Rötzer in seinem Beitrag „KI verliert den Verstand“ ausgeführt.
Es lohnt sich also gerade dann genauer hinzuschauen, wenn Sie bereits am Markt etabliert sind. Glattgebügelte Texte bringen Ihnen weder Kunden noch Vertrauen. Also lassen Sie sich nicht davon beeindrucken, was maximal Durchschnitt ist.
Ist Ihnen der gesamte Prüf- und Überarbeitungsprozess zu aufwendig, weil der Bereich Content, PR und Text nicht Ihr Schwerpunkt ist, dann melden Sie sich gerne bei mir.
Ich erspüre für Sie die Fehler und verpasse jedem Text ein Profil, das ihn einzigartig macht.